Die Werkstatt
Hier nun Bilder von verschiedenen Reparaturen:
- 01. Das Ziehen von Mundstücken
- 02. Festsitzende Ventile
- 03. Festsitzende Züge
- 03.a Festsitzende Schraubdeckel
- 04. Dellen
- 04.a Dellen an geraden Rohren
- 04.b Dellen an gebogenen Rohren
- 04.c Dellen am Schallstück
- 04.d Dellen im Mundrohr
- 04.e Sturzschaden
- 04.f Dellen in Posaunenzügen
- 04.g Dellen in großen Rohrteilen
- 05. Lötstellen
- 06. Reparaturen am Mundstück
- 07. Umbau von Druckwerken auf Minibal
- 08. Spiel bei Drehventilen
- 09. Schäden an Perinetventilbüchsen
1) Das Ziehen von Mundstücken
Es kursieren einige "Anleitungen" im Netz, die jedoch Gefahren bergen. Es wird empfohlen, die Mundstückzwinge zu erhitzen oder mit einem Hammer darauf zu klopfen. Einige spannen das Mundstück in einen Schraubstock o.ä. Das kann alles ganz schwer schief gehen, die Folge können abgerissene Lötstellen und beschädigte Instrumente sein.
Am einfachsten wird das Mundstück mit einem Mundstückabzieher gelöst. Dabei werden weder Mundstück noch Instrument beschädigt. Das Lösen geschieht ohne Spuren zu hinterlassen und dauert nur Sekunden. Die meisten Werkstätten oder Läden machen das als kostenlosen Service. Die Blechblaswerkstatt selbstverständlich auch. Der Abzieher sollte in keinem Chor oder keiner Musikschule fehlen. Sie können in der Blechblaswerkstatt einen Mundstückabzieher erwerben.
2) Festsitzende Ventile
Festsitzende Drehventile können, nach dem gut geölt wurde, meist rausgeschlagen werden. Sie werden gereinigt, ebenso die Ventilbüchsen, und die Wechsel eventuell neu eingeschliffen. Ähnliches gilt für Perinetventile. Es gibt T-Griffe, die oben in das Ventil geschraubt werden. Damit lassen sich die Perinetventile lösen und auch einschleifen.
Hier die Werkzeuge für Ventile, von links: Einschleifkurbel für Drehventile, Setzhütchen zum Einschlagen des unteren Lagerdeckels bei Drehventilen, Abzieher für Flügel, Schraubdeckellöser, T-Griff für Perinetventile.
So wird der Flügel vom Drehventil abgezogen
Und mit dem Setzhütchen wird der untere Lagerdeckel eingeschlagen.
Werkzeug zum Lösen von Schraubdeckeln bei Perinetventilen
Leider hatte ich auch schon Perinetventile in der Werkstatt bei denen man versucht hat von unten mit einem Schraubendreher das Ventil zu lösen:
Dabei wurde das Verbindungsrohr zwischen den Löchern zerstört. Perinetventile sind innen nämlich für gewöhnlich hohl und nicht massiv! Zwischen den Löchern werden dünne Rohre eingezogen und verlötet.
Regelmäßiges ölen und bewegen bei "stillgelegten" Instrumenten verhindert, dass die Ventile sich im Laufe der Zeit festsetzen. Perinetventile können auch ausgebaut werden.
3) Festsitzende Züge
Auch hier gibt es wieder "Tipps", z.B. Stoff um den Zugbogen zu schlingen und ruckartig daran zu ziehen. Dabei können leicht Lötstellen abreißen oder sich die Rohre verbiegen oder Stützen abreißen etc.
Festsitzende Züge werden mit Gefühl raus geklopft. Ist ein Spalt zwischen den Rohren von mindestens einem Millimeter vorhanden, kann man eine Zugzange ansetzen und die Züge gut raus klopfen. Die Zugzange hat einen sehr schmalen und scharfen Kragen, der in die Lücke greift. Dann wird mit einem Kunststoffhammer auf die Zange geklopft und der Zug so rausgeklopft. Dabei muss ordentlich Kriechöl benutzt werden. Ein wenig Zeit zum Einwirken des Öles kann auch nicht schaden.
Wenn die Züge sich auf diese Art und Weise nicht lösen lassen, müssen sie ausgelötet werden:
Es kann sein, dass beim Rausklopfen bei einem Zugrohr die Lötstelle abreißt und der Bogen ab ist, das Rohr aber noch im Außenzugrohr festsitzt. Oder man merkt schon beim Rausklopfen: Das geht schief. Dann wird der Bogen vorsichtshalber abgelötet.
Dann wird in den festsitzenden Innenzug ein kleineres Messingröhrchen eingelötet (Bild 1). Ausnahmsweise braucht man nicht auf die Schönheit der Lötstelle achten! :-) In das eingelötete Röchchen kommt ein möglichst passender Ausbeulbolzen (Bild 2).
Dann wird das Instrument am Röhrchen auf Höhe des Bolzens in den Schraubstock gespannt. Der Bolzen verhindert ein Zusammenpressen des Röhrchens (Bild 3). Wichtig ist, den Bolzen so nah wie möglich an die Lötstelle zu setzen. Sonst kann sich beim Drehen das Röhrchen verwinden.
Dann wird ganz vorsichtig das Instrument etwas gedreht bzw. gewunden. Durch die Torsionsbewegung und das Ölen lösen sich auf die Art 9 von 10 Züge (Bild 4). Auf Bild 4 ist bereist der Spalt zu sehen, der Zug ist los und kann relativ leicht aus dem Instrument gezogen werden.
Bild 5 zeigt die gelösten und ausgelöteten Teile des Zuges. Die werden vom Lot befreit, gereinigt, zusammengelötet, poliert und dann sieht es aus wie neu. Allerdings ist durch die Aktion der Lack verbrannt.
Daher gilt: Regelmäßiges Ölen und Bewegen der Züge und Ventile bei Instrumenten verhindert, dass die Züge und Ventile sich im Laufe der Zeit festsetzen. Züge können auch außerhalb des Instrumentes gelagert werden, wenn es länger nicht benutzt werden soll. Perinetventile ebenfalls..
3a) Festsitzende Schraubdeckel
Festsitzende Schraubdeckel, egal, ob es die Ventildeckel einer Drehventilmaschinen oder einer Perinetmaschine sind, lassen sich häufig durch etwas Öl in Verbindung mit etwas Geduld lösen. Ein paar Tropfen Öl an das Gewinde und meistens lassen sich die Deckel nach ein paar Minuten von Hand lösen. Vorbeugend sollte man auch diese Gewinde etwas ölen oder leicht fetten.
Schwierige Fälle lassen sich mit einem Spezialwerkzeug lösen. Dabei wird der zu lösende Deckel in das Werkzeug eingespannt und mithilfe etwas Öl losgedreht.
Und hier eine Zange für große Schraubdeckel, z.B. bei Tenorhorn oder Tuba.
4) Dellen
Dellen sind ärgerlich, passieren leicht und häufig. Die meisten Dellen lassen sich aber auch wieder "ungeschehen machen".
4a) Dellen an geraden Rohren
Dellen an geraden Rohren oder Rohrteilen, wie z.B. einem Zug oder dem konischen Teil eines Schallstückes (siehe unten, 4c) lassen sich in der Regel ausrollen.
Dellen am konischen Schallstückteil werden auf einem Konus mit einer Rolle mit einem Radius ausgerollt.
Von links: großer Ausbeulroller für starke Dellen am Schallbecherrand (z.B. bei Bariton, Tuba), Konusse für Trompete eng, Trompete weit, Posaune, Flügelhorn, Tenorhorn.
Von Links: kleiner Ausbeulroller für Dellen (z.B. an Stützen), Ausbeulroller für Rohre bis 20mm, für Schallbecher Trompete, Posaune, Tenorhorn, Tuba.
Dellen in Zugrohren können auf einer geraden Stange ausgerollt werden.
Oder es wird ein Spreizbolzen unter die Delle geführt und damit die Delle wieder geglättet. Die Stange mit einem Speizbolzen mit möglichst passendem Durchmesser wird im rohr unter die Delle geführt, an der hinteren Rändelschraube wird der angespitzte Stab in den Bolzen geschraubt und der Bolzen dadurch geweitet. Und die Delle so entfernt.
4b) Dellen in gebogenen Rohren
Dellen in kleinen Bögen, z.B. Halbtonbögen, können mit einer am Ende gebogenen Stange von innen rausgedrückt oder mit einer Kugel raus gerieben werden:
Oder es wird eine Kugel an einem Kunststoffstab oder einer Gelenkstange befestigt und in den Zug geführt:
Bei größeren Rohren wie z.B. Schallstückbögen wird so vorgegangen:
Im Bild zu sehen ist eine flexible Ausbeulstange mit M5 und M6 Gewinde, 1m lang. Daneben eine Kugel mit Gewinde und die kleinen Geschwister: Kugeln von 10,5 bis 12,5 mm Durchmesser, 0,1mm steigend. Die Kugeln werden aufgeschraubt und dann unter die Delle geführt.
Hier im Bild nun eine flexible Stange zum Auffädeln von Kugeln oder Bolzen mit Loch. Ein Drahtseil mit kleinem Kopf hält den Bolzen, das Drahtseil wird am anderen Ende festgeklemmt. Das Teil ist 1,5 m lang. Damit kommt man z.B. bei Waldhörnern schon ganz schön tief in die Röhre, ohne etwas auslöten zu müssen.
Hier eine Stange mit flexiblem Ende. Bolzen oder Kugel werden auch wieder mit einem Drahtseil festgehalten und das Seil am anderen Ende festgeklemmt (oranger Hebel). Ist eigentlich für Posaunenzüge gedacht, funktioniert aber auch prächtig bei Schallstücken von Perinettrompeten.
Und so wird dann ausgebeult: Die flexible Stange wird mit der Kugel vorweg in das Rohr bis zur Delle geschoben (für das Bild habe ich die Stange natürlich auf das Instrument gelegt) und dann wird mit einem kleinen Hammer (mit Kunststoffköpfen, um den Lack zu schonen) die Delle um die Kugel rund geklopft. Das Hämmerchen hat eine runde und eine flache Seite. Man beginnt mit kleinem Durchmesser, damit die Kugel ganz unter die Delle passt und steigert den Durchmesser der Kugel bis die Delle eben ganz weg und das Rohr wieder ganz rund ist. Kugeln gehen leichter um die enge Kurve und Bolzen haben die größere Auflagefläche. Mit einem kleinen Magneten stelle ich die Lage der Kugel im Rohr fest, damit ich genau auf die Kugel schlagen kann. Kugel oder Bolzen werden gut eingeölt, damit sie gut rutschen und nicht im Rohr stecken bleiben. Man kann auch vor Kugel oder Bolzen beim Auffädeln ein kleineres Exemplar als Rückschlagbolzen einfügen. In der Regel bleiben nur leichte Spuren im Lack zurück und im Metall sind hinterher nur leichte Spuren vom Klopfen zu erahnen.
Wenn man genau hinschaut, kann man neben der Kugel die Stelle am Schallstückanfang sehen, wo ausgebeult wurde. Der Becher ist auch aus Kupfer, der Lack an der 2-3cm langen Dellen war schon durch den Unfall ab. Insgesamt hatte das Schallstück über ein Dutzend kleinere und größere Dellen, auch im runden Rohrteil, am Schallstückrand und am geraden Stück auf Höhe der Maschine.
4c) Dellen am Schallstück
Dellen im Schallstückrand werden mit einem konischen Handroller auf einer Sichel entfernt. Der obere Teil des Schallstückrandes wird auf einer Ausrichtschaufel mit einer Rolle geglättet. Für kleienr Becher bis Posaune gibt es auch geschweifte Ausbeulroller, auf denen der Becher hin und her bewegt wird.
Die Sichel. Sie wird in einer Vorrichtung eingespannt. Sicheln gibt es für Piccolo bis Tuba. Dellen am Schallstückrand werden auf ihr mit einem konischen Handroller ausgerollt.
Die Schaufel. Wenn die Delle vom Rand soweit weg ist, dass man sie auf der Sichel nicht ausrollen kann, wird die Delle auf der Schaufel ausgerollt.
Der geschweifte Ausbeulroller. Er wird eingespannt und dann das Schallstück drauf hin und her bewegt. Der geschweifte Teil ist drehbar.
Der Konus im Einspannstock. Dellen im geraden Stück des Schallbechers werden auf ihm ausgerollt. Die Rollen haben unterschiedliche Radien für Trompete bis Tuba, siehe 4a).
4d) Dellen im Mundrohr
Dellen im Mundrohr sind schwieriger zu entfernen, da das Material dort stärker als z.B. bei einem Zug (ca. 0,5mm) ist. Ist gibt Stangen, an denen vorne ein Bolzen befestigt werden kann, mit denen man die Delle ausreiben oder mit einem Hammer ausbeulen kann. Es gibt auch Konusse für Reparaturzwecke ähnlich wie für Schallstücke.
Dellen in Mundrohren können damit beseitigt werden:
An der gebogenen Stange sind am Ende Gewinde (M5 und M6) zum Aufschrauben von kleinen Bolzen oder Kugeln.
4e) Sturzschaden
Kurz nicht aufgepasst, die Trompete fällt aus der Hand oder vom Tisch und landet auf dem Schallbecher und der wirft Falten.
Die scharfen Knicke bekommt man mit Hammer, Rolle, Sichel, Schaufel, Konus und geschweiftem Ausbeulroller wieder in den Griff. In den meisten Fällen bleiben nur milchige Stellen im Lack zurück wo vorher ein scharfer Knick war. Die Becher werden allerdings nicht 100% wieder rund, aber glatt. Dafür müsste man die Originalform des Herstellers haben, was besonders bei älteren Instrumenten nahezu unmöglich ist.
Die Ausgangssituation:
Das Instrument ist auf den Schallbecher gefallen, Dellen und Knicke sind die Folge.
4f) Dellen in Posaunenzügen
Dellen in den geraden Teilen des Posaunenzuges werden auf einer Stange ausgerollt oder mit einem Spreizbolzen von innen herausgedrückt und dann mit einer Rolle geglättet. Die Stange hat dabei annähernd den Durchmesser des Rohres, die Rolle hat einen Radius von 16mm.
Im gebogenen Teil des Außenzuges kommt eine gerade Stange mit einem flexiblen Ende zum Einsatz. An ihr werden mit einem Stahlseil Kugeln oder Bolzen festgeklemmt und unter die Delle geführt und dann von außen mit einem Ausbeulhammer raus geklopft.
4g) Dellen in großen Rohrteilen (z.B. Hauptbogen von Tenorhorn, Bariton, Tuba)
Große Instrumente wie Tenorhorn, Bariton oder Tuba bieten für Dellen auch eine große Angriffsfläche und irgendwie ziehen sie auch Dellen z.B. am Hauptbogen magisch an. ;-)
Im Schallbecherbereich kommt zum Ausbeulen eine Stange zum Einsatz. Auf ihr kann ausgerieben werden.
Wo man mit der Stange nicht mehr hinkommt, kommen Ausbeulkugeln und -bolzen zum Zuge. Sie werden an gebogene Stange geschraubt oder an flexiblen Stäben befestigt und in die Rohre unter die Dellen geführt. Dann wird mit einem Hammer von außen die Delle ausgeklopft und dann der nächst größere Bolzen benutzt und das Hämmern so lange wiederholt, bis der ursprüngliche Durchmesser erreicht wurde.
Von Links: Größter und kleinster Bolzen (100mm und 8mm, zum Größenvergleich ein Trompetenmundstück), gebogenen Stangen, an die Bolzen oder Kugeln geschraubt werden können.
Dann kann man die Stelle gegebenenfalls noch mit einem Magnetwerkzeug glätten. Dabei wird eine Stahlkugel in das Rohr geführt und von außen mit einem starken Magneten hin und her gerollt. Dabei wird die Delle weiter geglättet. Von links: die Stahlkugeln (ohne Loch, ohne Gewinde), Magnet mit Kugel, Magnet auseinander geschraubt (der Kern kann gedreht werden und so hat das Werkzeug 2 verschiedene Stärken, die Platten auf den Magneten sind gerade oder für Rohrinnenseiten gewölbt), starker Magnet für Tuba, auch wieder zerlegt. Das Magnetwerkzeug eignet sich nicht für gerade Rohrteile, da würden Riefen entstehen.
5) Lötstellen
Verbindungen wie Stützen oder Rohre werden "weich" zusammen gelötet, d.h. mit Lötflamme (Propangas) und Lötzinn, Schmelzpunkt des Lötzinns liegt bei ca. 230°.
Andere Teile wie Stützenfüße oder die Durchgänge an Drehventilmaschinen werden "hart" gelötet, d.h. mit Lötflamme (Acetylen) oder Hydrozongerät und Silberlot bei ca. 600°.
Bei versilberten Instrumenten kann fast genauso gut gelötet werden wie bei unlackierten.
Ein Elektrolötkolben ist unbrauchbar.
6) Reparaturen am Mundstück
Wem ist noch kein Mundstück hingefallen und hat sich dadurch den Mundstückschaft beschädigt...
Mundstückschäfte werden mit Richtdornen und Richthülsen wieder in Form gebracht. Der Dorn hat eine abgeflachte Seite mit der die Dellen aus dem Schaft gedrrückt werden. Mit der Hülse wird der Schaftrand wieder eingezogen (verkleinert), falls sich etwas nach außen gebördelt hat.
Hier dasselbe Mundstück vor und nach der Reparatur. Der Konus (1:20) ist wieder gerichtet und der Schaft passt wieder 100%ig in das Mundrohr.
7) Umbau von Druckwerken auf Minibal
Viele ältere Drehventilinstrumente haben entweder noch Schubstangen mit Scharnierschrauben am Flügel und Kreuzgelenk am Drücker oder Schweizer "Kugelgelenke" mit Madenschraube und festem Kugelkopf auf Flügel und Drücker:
Die Scharnierschrauben haben den Nachteil, dass sie nach einiger Zeit ausgeschlagen sind; Schraube und Loch in der Schubstange nutzen sich ab. Die Reparaturmöglichkeit war folgende: Neue Schraube mit größerem Durchmesser rein (dabei muss das obere Loch am Flügel konisch aufgerieben werden) und das Loch in der Schubstange muss aufgebohrt werden und ein Stahlfutter eingesetzt werden. Das war aber nur eine Reparatur auf Zeit, weil die Teile wieder verschleißen.
Zwischenzeitlich gab es neue Futter aus Kunststoff, die wie ein Gleitlager funktionieren:
Seit einigen Jahren gibt es von Minibal Stahlkugeln mit Bronzegehäuse, die in die Köpfe der Schubstangen eingelötet werden, die G 4-0 Gelenke von Minibal:
Hier sieht man den umgebauten Flügel: alte Stahlschraube bleibt drin, wird im Flügel abgetrennt, von oben wird ein 4mm Loch in den Flügel gebohrt und gleich soweit nach unten durchgebohrt, dass die alte Stahlschraube ganz leicht angesengt wird. Das ist das Lager für die Gelenkkugel. Dann oben noch M4 Gewinde in den Flügel schneiden, Madenschraube einsetzen, fertig. Das ist dann eine dauerhafte Reparatur: Die G4 halten ewig, sind geräuschlos, wartungsarm und sehr leichtgängig. Es ergibt sich ein wundbares Spielgefühl ohne Klappern oder Schaben. Wenn möglich, würde ich diese Möglichkeit des Umbaus auf G4-0 vorziehen und notfalls die Kreuzgelenke etwas einziehen, wenn sie auch ausgeschlagen sind. Ich habe das schon oft gemacht und gute Erfahrungen damit gemacht.
Nicht immer klappt der Umbau auf G 4-0: Der Kopf der alten Schubstange kann zu schmal sein, sodass nicht ausreichend Platz für das Kugelgehäuse ist.
Oder das Material ist zu spröde und reißt beim Bohren. Bei dem folgenden Instrument klappte der Umbau nicht; der Schubstangenkopf am ersten Ventil war zu spröde und zu schmal und riss beim Bohren aus. Hier ein Bild von einer neuen Schubstange und zwei Köpfen, die schon konisch aufgebohrt für den Einsatz von G 4-0 Gelenken waren:
Dann muss auf Doppelminibal umgerüstet werden:
Die Flügel wurden auch ausgetauscht.
Die Schubstangen mit Madenschraube und Kugelkopf sind auch nicht ganz verschleißfrei. Sie müssen dazu oft justiert und gewertet werden. Durch das ölen und fetten und den damit verbundenen Ausbau leiden die Gewinde. Zudem ist es schwierig, die Gelenke so einzustellen, dass sie sich ohne klappern bewegen lassen.
Es ist aber auch möglich, die Schubstangen ganz auf Minibal umzurüsten. Dabei werden die alten Schubstangen, die Kreuzgelenke und die Flügel ausgetauscht. Die neuen Flügel haben oben ein M2, M2,5 oder M3 Gewinde. Da wird das Minibalgelenk festgeschraubt. Am Drücker wird meistens ein M3 Gewinde in das alte Loch von der Vernietung des Kreuzgelenkes geschnitten, wenn nicht schon vom Scharnierstift eines vorhanden war.
Dann wird eine neue Schubstange mit 2 Minibalglenken eingebaut.
Von links: Schubstangeteile mit Gewindestange M3 und Hülse 4mm, Schubstange mit Gelenken (für Quartventil), Biegezange und Biegezange im Einsatz.
Es gibt Umbausätze bei Minibal, gerade für die Voigtländer wie B&S, VMI, Weltklang etc. und für die Tschechen wie Cerveny, Stowasser, Lignatone etc. Da nur geschraubt wird, kann ein geübter Heimwerker das sogar selber machen. Vorsichtshalber aber lieber zum Instrumentenbauer gehen. Näheres dazu bei Minibal.
Auch Quartventile an Posaunen, z.B. von Bach, lassen sich schön auf Minibal umrüsten:
8) Spiel bei Drehventilen
Drehventile und besonders die oberen und unteren Lager verschleißen im Laufe der Jahre oder Jahrzehnte.
Die oberen und unteren Lagerdeckel lassen sich mit einem Ventileinziehapparat einziehen (zusammendrücken). Alternativ gibt es auch Einzieheisen, aber der Einziehapparat ermöglicht eine Reparatur über die gesamte Lagerfläche und nicht nur am Ende. Anschließend wird der Wechsel in den Lagern neu eingeschliffen und dann klappert nichts mehr.
Hat der Wechsel vertikales Spiel, reicht es meistens den unteren Lagerdeckel korrekt ein zusetzen.
9. Schäden an Perinetventilbüchsen
Durch einen Sturz oder ein unsanftes Ablegen der Trompete auf den 2. Ventilzug können sich die Ventilbüchsen verziehen: Das Ventil sitzt fest oder schabt.
Dann kann mit einem fest eingespannten Spreizbolzen die Ventilbüchse wieder gerundet werden. Die Trompete wird mit der Ventilbüchse über den Bolzen geschoben, der Bolzen gespreizt und durch hin und her drehen die Büchse wieder vollständig gerundet. Das Ventil läuft wieder.
Speizbolzen für Perinetventile
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